Früher war mehr Lametta? Stimmt. Aber das hat auch gute Gründe. Juan Carlos selbst hat dafür gesorgt! Er war es, der einst bestimmte, dass der König – also er selbst – kein Herrscher mehr ist. Das Königsamt in Spanien ist eine Art erbliches Präsidentenamt. Er ist ein Bürgerkönig.
Deshalb ist das, was wir heute in Madrid erleben, keine Krönung, sondern eine nüchterne Amtseinführung. Der spanische König ist König nicht von Gottes Gnaden (wie in England) sondern von Volkes Gnaden. Genau das wird mit dem nüchternen Staatsakt heute demonstriert.
Als Juan Carlos 1975 König wurde, wurde er in einem großen, von drei Kardinälen zelebrierten Festgottesdienst zum König gesalbt. Ehrengäste aus aller Welt waren dabei, Könige, Herzöge, Prinzen, Staatschefs aus aller Welt, darunter auch Bundespräsident Walter Scheel und US-Vizepräsident Nelson Rockefeller…
Würde heute zusätzlich zu dem Staatsakt, der vor den beiden Kammern des Parlaments vollzogen wird, eine religiöse Feier stattfinden, die modernen Spanier würden es als Provokation begreifen. Denn: Die katholische Kirche bildete mit dem Militär das Rückgrat der einstigen Franco-Diktatur. Das moderne Spanien will damit nichts mehr zu tun haben.
Felipe wird auch nicht die Uniform des „Capitán General“ (Oberbefehlshaber der Streitkräfte) tragen, sondern eine normale Gala-Kommandanten-Uniform. Auch das ist ein bewusstes Zeichen, um zu zeigen: „Seht, wir haben keine Macht!“
Juan Carlos hatte 1975 von Diktator Franco eine fast absolutistische Machtfülle geerbt. Er schwor damals auf die Bibel, den Prinzipien des faschistischen Regimes treu zu bleiben, mit Hilfe des Militärs zu regieren und die Demokratie zu verhindern. Drei Jahre später brach er diesen Schwur, und gravierte sich damit für alle Zeiten in die Geschichtsbücher. Mit der großen Verfassungsreform entmachtete er sich selbst! Und ebnete den Weg zum demokratischen Spanien.
Das, was wir heute – der Einfachheit halber – Krönung nennen, ist also gar keine. Und zwar ganz bewusst nicht.
Gekrönt wird Felipe gar nicht. Auch nicht gesalbt (wie in England, dort ist das ein religiöser, heiliger Akt!). Er wird von beiden Kammern des Parlaments „anerkannt“. Das ist – verfassungsrechtlich – keine Petitesse!
Die Krone selbst spielt bei der heutigen Zeremonie auch nur eine symbolische Rolle. Sie liegt während der Zeremonie im Parlament auf einem roten Kissen mit gold-besticktem Rand, neben dem Zepter. Symbolisch, wie gesagt. Den Zepter in der Hand hält in Spanien das Volk – und die vom Volk gewählten Vertreter.
Um es mit den Worten von Juan Carlos selbst zu sagen: „In Spanien musst du dir die Krone täglich neu verdienen. Sonst wirst du mit einem Tritt in den Hintern vom Thron vertrieben!“ Das war der Satz, den Juan Carlos seinem Sohn Felipe, als der ein junger Mann war, immer wieder einbläute – um ihn auf das vorzubereiten, was jetzt auf ihn zukommt.
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