Mein erstes Zusammentreffen mit Spaniens Thronfolger liegt fast 20 Jahre zurück. Felipe hatte sich gerade von der umwerfend schönen Aristo-Tochter Isabel Sartorius getrennt und flirtete heftigst mit einer Cousine von mir. In der Verwandtschaft wurde schon eifrig darüber fantasiert, was für ein Festtag es sein würde, wenn „eine von uns“, eine deutsche Gräfin, meine Cousine Cari, Spaniens nächste Königin werden würde.
Es kam anders.
Schade für uns. Ein Glück für Cari. Ich glaube der Job ist nur von sehr weit weg betrachtet beneidenswert. Jedenfalls verliebt sich Felipe damals in Eva Sannum. Das Problem: Eva, eine bildhübsche Norwegerin, hatte mal für eine Unterwäsche-Firma paar Werbeaufnahmen machen lassen. Die Presse versah ihr das Etikett „BH-Model“, dadurch war sie für das Hofleben disqualifiziert. Monarchisten liefen Sturm, es hieß, man wolle keine Königin, die jeder Lkw-Fahrer halbnackt im Spind hängen hat. Felipe fügte sich und musste sich von Eva trennen.
Damals schwor er sich: „Wenn ich heirate, dann aus Liebe.“
Er war, als einziger Sohn mit zwei älteren Schwestern, in einer guten Verhandlungsposition. Als er 2002 Letizia kennenlernte und sich verliebte, blieb seinen Eltern wenig anderes übrig, als die eher unroyale TV-Journalistin als Schwiegertochter zu akzeptieren. Sonst hätte Felipe (damit hatte er tatsächlich gedroht!) den ganzen Kram hingeschmissen. Spanien hätte plötzlich ohne Thronfolger dagestanden.
Wenn jetzt alle von Juan Carlos und seiner historischen Leistung schwärmen, davon, wie er Spanien die Demokratie geschenkt und die Faschisten in die Schranken gewiesen habe, ist das sicher angemessen und richtig. Aber auch Felipe hat durch seine Hochzeit am 22. Mai 2004 bereits eine historische Leistung vorzuweisen: Er hat dem zutiefst konservativen Spanien eine extrem jetzt-zeitige künftige Königin geschenkt: bürgerlich, geschieden, ein bisschen links, eine Karrierefrau, die auch ohne königlichen Glanz aus eigener Kraft zum Star wurde (als Top-TV-Reporterin).
★ [–>Bevor dies nun in ein ellenlanges Porträt über Felipe ausartet, hier 10 Dinge, die man jetzt über Spaniens künftigen König wissen muss, um mitreden zu können. [–>★
1.) Als Felipe geboren wurde (am 30. Januar 1968 in Madrid) fiel sein Vater vor Freude in Ohnmacht.
Nicht sprichwörtlich, sondern tatsächlich. Warum? Weil Felipe nach zwei Töchtern der lang ersehnte Sohn war. Durch seine Geburt war der Weg zum Thron für Juan Carlos frei, erst durch die geregelte Nachfolge ließ sich der Diktator Francisco Franco erweichen, die Wiedereinführung der Monarchie zu unterstützen. 1969 ernannte der „Generalísimo“ Juan Carlos zum „Nachfolger mit Königstitel“.
Kurz gesagt: Juan Carlos hat den Thron Felipe zu verdanken!
2.)[–> [–>Beim gescheiterten Militärputsch am 23. Februar 1981 war der damals 13 Jahre alte Felipe die ganze Zeit im Büro an der Seite seines Vaters.
Juan Carlos wollte, dass Felipe aus nächster Nähe mitbekommt, wie man in Krisensituationen agiert. Juan Carlos schlug damals den Putsch mit einer mutigen TV-Ansprache nieder, in der er in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber allen Soldaten der Streitkräfte befahl, in die Kasernen zurückzukehren.
3.) Felipe wurde gezielt zum König ausgebildet.
Sein ganzes Leben, sein Studium (Volkswirtschaft, Jura, Internationale Beziehungen) war darauf ausgerichtet, ihm das Rüstzeug zu vermitteln, das er jetzt braucht. Immer wieder erklärte Juan Carlos seinem Sohn, dass die spanische Monarchie anders ist als die anderen europäischen Königtümer. Der wichtigste Lehrsatz seines Vaters lautete: „Felipe, in Spanien musst du dir die Krone täglich neu verdienen. Sonst wirst du mit einem Tritt in den Hintern vom Thron vertrieben!“
4.) Die harte Ausbildung erduldete Felipe – obwohl das nicht unbedingt seiner Natur entsprach.
Er ist zwar sportlich. Aber er neigt auch zu Bequemlichkeit. Als Jugendlicher scherzte er, seine liebstes Fach sei die Siesta, der Mittagsschlaf. Tatsächlich war er lange Zeit ein Langschläfer.
In den Militärakademien wurde er mehrfach wegen Zuspätkommens unter Arrest gestellt.
5.) Von 1988 bis 1993 studierte er an der Madrider Universidad Autónoma, machte dort den Abschluss in Jura. Das machte ihn zum ersten Thronfolger der spanischen Geschichte mit Uni-Abschluss. [–>An der US-Elite-Uni Georgetown, wo er danach studierte, war er vor allem für seine Paellas und Tortillas berühmt.
6.) Felipe wurde schon früh vom König in die politische Arbeit eingespannt, vor allem auf diplomatischen Parkett.
Seit 1996 nimmt er anstelle des Königs bei den Amtseinführungen der Staatspräsidenten und Regierungschefs in Lateinamerika teil. Als sein Vater am Dienstag seine Abdankung verkündete, war Felipe wenige Stunden zuvor aus El Salvador zurück gekehrt – er war dort Ehrengast bei der Amtseinführung von Präsident Sánchez Cerén (dem ehemaligen Linksradikalen und bewaffneten Widerstandskämpfer). Gerade die von Haus aus anti-monarchistischen Politiker Südamerikas hegen eine gewisse Verehrung für die spanischen Royals.
Legendär war Juan Carlos’ „Halt’s Maul!“-Attacke gegen den selbstgefälligen (2013 verstorbenen) venezuelanischen Staatschef Hugo Chavéz bei einer Konferenz südamerikanischer Staaten (Juan Carlos’ „Por qué no te callas!“ wurde übrigens, das als Fußnote, umgehend Spaniens beliebtester Handyklingelton). Felipes Umgangston ist deutlich sanfter, beliebt ist in der rauen Männergesellschaft der südamerikanischen Staatschefs aber nichtdestotrotz.
7.) Sein größter diplomatischer Erfolg? 2007 erreichte er bei einem Peking-Besuch im Alleingang, dass China das Einfuhr-Verbot für Serrano-Schinken aufhob.
8.) Felipe ist sportbegeistert. Wie sein Vater ist er ein begnadeter Segler.
1992, bei den Olympischen Spielen in Barcelona war er Teil des Segel-Teams. Zur Erleichterung seiner PR-Berater macht er sich aber nichts aus der Jagd. Und noch etwas unterscheidet ihn – zur Erleichterung aller bei Hofe – von seinem Vater: Die Jagd auf langbeinige Schönheiten ist seine Sache auch nicht.
9.) Felipe liebt gut geschnittene Maßanzüge, aber sein persönlicher Stil ist bescheiden.
Gemeinsam mit Letizia ist er bemüht, den beiden Töchtern Leonor (8) und Sofía (6) ein möglichst „normales“ Leben zu ermöglichen. Die beiden leben in einer besseren Zahnarztvilla, das man bei Hofe „Prinzen-Pavilion“ nennt. Das Haus liegt auf dem Gelände des (ebenfalls nicht sonderlich grandiosen) Zarzuela-Palastes nordwestlich von Madrid. Morgens bringt einer der beiden die Töchter zur Schule, abends bringen die beiden die Kinder meist gemeinsam ins Bett. Auch als König Felipe VI. und Königin Letizia (die Amtseinführung soll bereits am 18. Juni stattfinden) sind die beiden entschlossen, weiterhin in ihrer Villa zu wohnen.
Die meisten Millionäre Madrids leben pompöser als Spaniens neues Königspaar.
10.) Sobald Felipe als König Felipe VI. von den beiden Kammern des Parlamentes vereidigt wurde, ist seine älteste Tochter Leonor (8) die neue Thronfolgerin.
Laut spanischer Verfassung kann Leonor die Thronfolge aber erst antreten, wenn sie 18 Jahre alt ist. Sollte – Gott behüte! – Felipe vorher sterben, würde Letizia Regentin werden und dieses Amt dann ausüben bis Leonor volljährig ist.
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