Zürich, ein 5-Sterne-Hotel. Richard Gere kommt mir im Flur entgegen. „Nehmen Sie schon mal Platz“, sagt er. „Ich muss kurz ein paar Schritte laufen, den Kopf freibekommen.“
Wenige Stunden später wird er seinen neuen Film „Weisheit des Glücks“ (Kinostart 7. November) präsentieren, eine Dokumentation über Tenzin Gyatso (89), den aktuellen Dalai Lama, geistiges Oberhaupt der Tibeter und seit Jahrzehnten mit Gere befreundet. Der hat den Film produziert und schwärmt von seiner Lieblingssequenz: Gyatso spricht über die Zukunft, in der es einen weiblichen Dalai Lama geben könnte.
BILD: Teilen Sie diese Haltung des Dalai Lama?
Richard Gere:[–> „Sehen Sie, ich bin ein Mann. Ich liebe Frauen. Ich hatte meine Frau jetzt eine Weile nicht mehr gesehen, bevor sie gestern hierherkam. Ich war wirklich erleichtert, ihre Sanftheit, Großzügigkeit und Liebe wieder um mich herum zu haben. Frauen kann man viel mehr vertrauen als Männern. Und ich stimme dem Dalai Lama zu: Der Welt würde es besser gehen, hätten wir mehr weibliche Anführer.“
Sind die USA also bereit für eine Präsidentin?
Gere: „Oh, ich denke, wir werden eine bekommen. Als sie [–>(Kamala Harris, Anm. d. Redaktion)[–> die Bühne betrat, waren alle verblüfft: Wow, wir haben diese Wahl? Die Dummheit Trumps ist einfach unglaublich. Wie kann er sich nur hinstellen und sagen, Kamala hätte einen niedrigeren IQ und ein Kartoffelhirn. Es ist so offensichtlich, wer von den beiden ein Kartoffelhirn hat. Kamala Harris kann eine sehr gute Anführerin werden. Für dieses Amt musst du einerseits stark und unerbittlich sein, andererseits muss dein Herz groß genug sein, damit alle darin Platz finden. Wenn Kamala Harris gewählt wird, muss sie beweisen, dass sie diese Fähigkeiten besitzt. Das wird nicht einfach.“
Sie leben nun mit Ihrer Familie in Madrid. Wie kam das?
Gere: „Ich bin vor allem für meine Frau nach Spanien gezogen. Sie hat mit mir viele Jahre in New York verbracht, doch sie hat ihre Familie immer vermisst. Ihre Freunde, ihre Kultur, ihre Sprache. Sie wollte in der Nähe ihrer Liebsten sein und auch unserer Kinder wegen zumindest ein paar Jahre in Spanien verbringen. Sie wachsen zweisprachig auf.“
Hat die politische Situation in den USA bei Ihrem Umzug eine Rolle gespielt?
Gere: „Vor allem für meine Frau. Über viele Dinge in Amerika ist sie entsetzt. Unsere Gesundheitsversorgung ist praktisch nicht mehr existent, abgesehen davon, dass sich viele Menschen diese überhaupt nicht mehr leisten können. In Spanien, ebenso in den meisten anderen europäischen Ländern, gibt es dagegen ein sehr gutes Gesundheitssystem. Doch wenn Menschen in den USA krank sind und nicht operiert werden können, sterben sie. Ganze Familien werden dadurch zerstört. Genauso ist meine Frau entsetzt über die Waffengewalt und die Gewalt an Amerikas Schulen. Dabei will sie eigentlich, dass unsere Kinder dort zur Schule gehen. Sie liebt die Vereinigten Staaten, dennoch wollte sie aus so vielen Gründen das Land verlassen.“
Richard Gere sorgt sich um seine Söhne
Und Sie?
Gere:[–> „Wissen Sie, ich bin damit aufgewachsen, dass Waffengewalt in unserem zweiten Verfassungszusatz verankert ist. Das bedeutet nicht, dass jeder jede Waffe tragen darf, die er möchte. Er wird von vielen aber so ausgelegt. Meine Frau entsetzt das, denn solche Waffen sieht man im europäischen Alltag nicht. Und allein der Gedanke, dass unsere Kinder auf dem Weg zur Schule in Gefahr geraten, hat sie erschüttert. Mich natürlich auch, allerdings noch mehr, als ich die Situation durch ihre Augen sah.“
Richard Gere strahlt, wenn er über seine Frau spricht. Erst kürzlich feierte das Paar Geres 75. Geburtstag in Venedig, jetzt flog sie zu ihm nach Zürich, um ihn auf den roten Teppich zu begleiten. Vor Alejandra war er mit Carey Lowell (63) verheiratet, mir der er einen Sohn (24) hat, und mit Topmodel Cindy Crawford (58).
Fühlen Sie sich in Spanien zu Hause?
Gere:[–> „Nun, ich kenne dort einige Leute, aber ich habe keinen Freundeskreis, den ich als meine Heimat betrachte. Das wird sich mit der Zeit ändern. Wir haben dort einige sehr gute Freunde und Menschen, die ich wirklich liebe. Ich liebe ihre Familie, ich liebe unsere engen Freunde, und ich freue mich darauf, mir dort meine eigene Welt aufzubauen.“
Sie sind praktizierender Buddhist. Ihre Familie auch?
Gere:[–> „Einige meiner Geschwister sind Buddhisten. Ich weiß nicht, wie ernsthaft oder täglich, wie ich es seit Langem mache. Aber sie wissen den Buddhismus zu schätzen. Auch meine Kinder. Sie sind sehr gern mit mir in meinem Meditationsraum. Sie bleiben dort nicht sehr lange, doch sie kommen gern rein und setzen sich auf meinen Schoß. Das mögen sie wirklich. Ich schweige, sie sitzen auch still da, bis sie sich langweilen, dann gehen sie wieder. Das ist schön.“
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